Bis ihm eines Abends der Gutsverwalter von einer gewissen Nora erzählte.
„Sie hat keinen typischen Hintergrund“, sagte sie, „aber sie weiß, wie man Kinder tröstet, die Trauer erlebt haben.“
Marc nahm erschöpft an. Nora kam ohne viel Aufhebens. Kein gerahmtes Diplom, kein schriftliches Zeugnis. Aber eine sanfte Stimme. Ein ruhiger Blick. Und vor allem eine beruhigende Präsenz.
In dieser ersten Nacht nahm sie die Babys nicht sofort in die Arme. Sie saß einfach zwischen den Kinderbetten und summte eine langsame, fast vergessene Melodie. Allmählich verstummte das Schreien. Die beiden Kleinen schliefen friedlich ein, zum ersten Mal seit Wochen.
Marc stand wie erstarrt vor der Tür.
„ Was hast du getan?“, fragte er.
„ Ich habe ihnen zugehört“, antwortete sie. „Sie wollen nicht nur eingelullt werden. Sie wollen verstanden werden.“
Verstörende Worte in der Nacht

Im Laufe der Tage stellte sich eine sanfte Routine ein. Keine Geräte, keine komplizierten Techniken. Nur Geschichten, die mit gedämpfter Stimme erzählt wurden, Schlaflieder, die zur richtigen Zeit gesungen wurden, und eine beruhigende Präsenz.
Doch eines Nachts hörte Marc, wie Nora den Zwillingen zuflüsterte:
„ Ihr seid stärker, als ihr denkt … Nicht einmal euer Vater weiß es.“
Diese Worte faszinierten ihn. Wer war sie wirklich? Woher kannte sie ihre Bedürfnisse, ihre Gewohnheiten, ihren Kummer so gut? Als er es wagte zu fragen, antwortete sie nur:
„ Ihre Frau hat mir ein Versprechen anvertraut.“
Hinter den Tränen lauert Gefahr
Nora erzählte ihm dann, dass sie kurz vor der Geburt heimlich mit seiner Frau zusammengearbeitet hatte. Sie war ausgewählt worden, auf die Kinder aufzupassen … für den Fall, dass das Schlimmste passierte.
Und dieser Fall war eingetreten.
Doch damit nicht genug der Enthüllungen. Nora behauptete, sie sei nach der Beerdigung bedroht worden. Jemand aus Marcs Umfeld wollte verhindern, dass sie den Kindern näher kommt. Nicht zu ihrem eigenen Wohl, sondern um das verbleibende Familienerbe besser in den Griff zu bekommen.
Eine diskrete Untersuchung wurde eingeleitet. Marc fand schnell heraus, dass einige seiner Kollegen die Konten manipulierten und versuchten, die Nachfolge zu beeinflussen. Die Schlaflosigkeit der Babys war nur das äußere Gesicht einer größeren Gefahr.
Eine Präsenz, die mehr heilt als kuriert
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