Meine selbstgefällige Schwiegermutter trug bei zwei Hochzeiten Weiß – doch diesmal hatte der Fotograf die perfekte Rache

Am nächsten Morgen verlief unser Brunch ruhig – bis Nicks Fotovorschau eintraf.

Wir projizierten die Bilder auf die große Leinwand: sonnendurchflutete Porträts, intime Momente, tränenüberströmte Lächeln. Die Gäste murmelten bewundernde Worte.

Dann kam das letzte Album.

Ein Titel erschien:
„Die andere Frau in Weiß.“

Stille. Dann Schnauben. Dann schallendes Gelächter.

Nick hatte ein Meisterwerk geschaffen.

Auf einem Foto stand Judith hinter mir, doch Nick hatte ihr Gesicht unauffällig verwischt – wie ein ungebetener Geist. Auf einem anderen Foto stand sie neben Daniel, ihr Gesichtsausdruck war mitten im Blinzeln erstarrt. Dazu die Bildunterschrift:
„Braut? Oder Brautnah?“

Auf einem Gruppenfoto waren alle Gäste scharf zu sehen – außer Judith, deren Gestalt kunstvoll wie eine vergessene Statistin ausgeblendet war. Das Glanzstück: eine letzte Folie mit der Aufschrift:

In liebevoller Erinnerung an die Brautetikette (1992–2023).
Vergangen, aber nicht vergessen.

Judith errötete tiefrot. „Soll das lustig sein?“

Ich drehte mich zu ihr um. Ruhig. Klar.
„Nein, Judith. Es soll ehrlich sein. Dieser Tag gehörte nicht dir. Und das wusstest du.“

Daniel legte mir eine Hand auf die Schulter. „Mama … du musst ihr zuhören.“

Judith stand auf. Einen langen Moment lang sah es so aus, als würde sie jeden Moment um sich schlagen. Doch stattdessen ging sie einfach. Kein Drama. Keine Tränen. Nur ein ruhiger Abgang.

Eine Woche verging.

Dann ein Telefonanruf.

Nur zur Veranschaulichung

Ihre Stimme war leiser, als ich sie je gehört hatte.

„Ich habe die Fotos noch einmal gesehen“, sagte sie. „Sie waren … hart. Aber vielleicht habe ich das gerade gebraucht. Es tut mir leid, Ava. Wirklich. Ich glaube, ich habe vergessen, worum es bei Hochzeiten eigentlich geht. Ich war zu sehr damit beschäftigt, gesehen zu werden.“

Fortsetzung auf der nächsten Seite

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